Unbekanntes, schönes Panama | Magazin

Mittelamerika lockt mit angenehmen Temperaturen unter Palmen. Eine Kreuzfahrt dort ist außergewöhnlich abwechslungsreich. Abends, wenn die Sonne hinter dem Panamakanal versinkt, legen sich Schatten auf die Häuserfassaden der Altstadt von Panama-Stadt. Das Kolonialviertel steht am Rand des Panamakanals, dort, wo die Schiffe sich anstellen, um sich am nächsten Morgen, wenn sich die Schleusen öffnen, hintereinander gereiht in Bewegung zu setzen. Casco Viejo heißt es und liegt auf einer Halbinsel im Südwesten der Metropole. Es ist eine der ältesten Altstädte Lateinamerikas, auf drei Seiten von Wasser umgeben.

An kleinen Stränden spielen Kinder im untergehenden Licht im Sand, bis ihre Eltern sie nach Hause rufen. Die alten, trutzigen Verteidigungsmauern sind noch vorhanden. Am Wall und auf der Promenade Las Bovedas verkaufen karibische Kuna-Indios ihre bunten Stoffbilder mit abstrakten Mustern.

In der Ferne rauscht das Meer, Katzen streifen durch die Gassen, Menschen laufen vorbei. Manche Gassen sehen so aus, als würden sie direkt ins Meer führen. Es hat etwas Wundersames, hier zu flanieren, vorbei an kleinen Lokalen und bunten Wohnhäusern mit gusseisernen Balkonen aus dem 19. Jahrhundert. Sie sind die Hinterlassenschaften der Spanier, die im 17. Jahrhundert nach dem Schachbrettsystem Casco Viejo angelegt haben.

Sehenswert sind die Kathedrale an der zentralen Plaza de la Independencia mit ihren weißen Türmen, das verfallene Dominikanerkloster Santo Domingo und die Iglesia de la Merced, deren Steine für die barocke Fassade die Spanier aus ihrem Heimatland auf Schiffen heran transportieren ließen. Casco Viejo wurde 1519 gegründet und überstand Schicksalsschläge, wie ein Erdbeben 1620, ein verheerendes Feuer 1644 und den Überfall des Freibeuters Henry Morgan, der es 1671 ausraubte und abermals niederbrannte.

1903 wurde Panama unabhängig, der Bau des Panamakanals war längst im Gang. Die verwinkelten kleinen Häuser wurden saniert, verschönert und vergrößert, vermögende Bürger zogen ein. 1997 erhielt die Altstadt den UNESCO-Welterbetitel. Es wurde schick, Läden, Cafés und kleine Hotels siedelten sich an.

Auf der anderen Seite der Halbinsel, hinter der Bucht, ist das neue Panama-Stadt entstanden. Modern, mit Gebäuden, die sich gen Himmel stemmen, viele über 200 Meter hoch. Panamas Wirtschaft wächst, es ist eines der wichtigsten Bankenzentren Lateinamerikas und der Immobilienmarkt boomt. In der Metropole an der Pazifikküste leben mehr als eine Million Menschen. Doch wer das wahre Panama besichtigen will, muss nach Casco Viejo gehen, in das Kolonialviertel mit seiner eigenständigen und traditionsreichen Kultur.

Mittelamerika ist kontrastreich

Pulsierende Städte in Guatemala, Costa Rica, El Salvador, Honduras, Nicaragua oder Belize, aber auch pittoreske Inseln und kleine Dörfer inmitten der sagenhaften Natur machen den Reiz dieser Region aus. Südlich schließt Kolumbien an. Regenwälder, karibische Strände und in der Küstenstadt Cartagena eine der schönsten Altstädte der Welt, machen das Land zu einem anregenden Reiseziel.

Der wahre Tropentraum erfüllt sich in den Landschaften, vor allem an den Küsten von Pazifik und Atlantik. Was für ein Ereignis ist es, Schildkröten mit gewaltigen Panzern in ihrem natürlichen Lebensraum zu besuchen. Manche sind bis zu 200 Kilo schwer, einige hundert Jahrealt, Urzeitwesen, die Menschen mit großen, wie Malzbonbons aufgesetzten Pupillen anschauen. Die Tiere mögen Inselreservate, robben sich auf stämmigen Beinen aus dem Meer, halten inne, recken den Hals und schauen minutenlang in die Augen ihrer Besucher.

Zusammenspiel von Wasser und Land

Die Buchten und Strände Mittelamerikas verzaubern jeden Besucher. Sie sind eingerahmt von schäumenden Wellen und türkisblauem, glasklaren Wasser auf der einen, sowie tropischem Dschungel und dessen tierischen Bewohnern auf der anderen Seite. Eine wahre Erfrischung, wenn man nach Vogel- oder Faultierbeobachtungen aus dem schwülen Regenwald die sanfte Brise der Küste spürt. Der Sand rieselt fein durch die Hände, die Palmen und bizarre Granitfelsen sehen so aus wie im Bilderbuch. Es gibt Felshöhlen, die seit Jahrmillionen von Wellen glatt geschmirgelt werden. Im kristallklaren Wasser leuchten bunte Korallenriffe.

Geologen sehen in den massiven Granitablagerungen über und unter Wasser Überbleibsel des Urkontinents Gondwanaland, der bis vor 650 Millionen Jahren aus Afrika, Vorderasien, Australien, Süd- und Lateinamerika bestand und dann auseinanderbrach. Riesige Landzungen verschoben sich, in die Lücken schoss Meerwasser ein. Geblieben ist nur die steinerne Erinnerung, mal rot, mal braun, mal schwarz.

Einmalige Erlebnisse warten an Land. Bei Dschungelwanderungen auf engen Pfaden, vorbei an Farnen, Palmen und exotischen Blumen in Regen- und Mangrovenwäldern, erlebt man die Tier- und Artenvielfalt Costa Ricas. Geländewagenfahrten in Nicaragua führen zum Vulkan Mombacho und dem Nicaraguasee oder zu UNESCO-Welterbestätten wie dem Darién-Nationalpark in Panama. Einzigartig sind die mexikanischen archäologischen Maya-Kultstätten, deren Tempelanlagen noch größtenteils vorhanden sind. Diese einmaligen Reisen sind wahrlich abwechslungsreich und bieten fantastische Eindrücke.

Wo die Lebensfreude dominiert

Mittelamerika zieht sich als schmale Landbrücke vom Südwesten Mexikos bis nach Kolumbien, die Inseln blinken als bunte Tupfer im Meer. Der eigenständige Kulturraum hat 188 Millionen Einwohner, die sich vom großen Rest Amerikas unterscheiden. Die Nachkommen von Indiovölkern haben sich mit europäischen Zuwanderern und Kolonisatoren vermischt, darunter viele schwarzafrikanische Sklaven.

Ihre Kultur ist geprägt von Musik, Tanz und einmaliger Lebensfreude. Die Musik hat sich als Salsa, Calypso, Reggae, Rumba oder Bolero weltweit verteilt. Die karibische Küche mit Bochinche casado canbefio oder Rondón Caribeno ist schmackhaft und immer gut gewürzt. Lateinamerikaner haben der Weltgemeinschaft Wörter und Produkte wie Kakao, Schokolade, Avocado oder Tomate geschenkt.

Das achte Weltwunder

Der 28 Kilometer lange und 32 Meter breite Panamakanal galt bei seiner Eröffnung als achtes Weltwunder. Die Passage der Schiffe nimmt elf bis zwölf Stunden in Anspruch, je nach Schiffsgröße und Ladung. Durch das Heben und Senken des Wassers wird in drei Schleusen insgesamt eine Höhendifferenz von 26 Metern überwunden. Heerscharen von Lotsen und anderen Helfern begleiten die Schiffe. Neben Kreuzfahrtschiffen sind auf der Wasserstraße auch Handelsschiffe und Öltanker unterwegs.

1881 begann der Bau, 1914 wurde der Panamakanal geöffnet. Es war ein Jahrhundertereignis. Schiffe müssen nicht mehr um das Kap Horn und durch die Magellanstraße an der Südspitze Amerikas ihre Bahnen ziehen, der Kanal erspart ihnen 25.000 Kilometer und etwa zwei Wochen Reisezeit.

Auf unseren Kreuzfahrtrouten findet die Passage durch den Panama-Kanal fast immer tagsüber statt. Verzaubernd ist die tropische Regenwaldflora an den buckligen Hügeln entlang der beiden Kanalufer. Magische Bilder, die man nie mehr vergisst. Auf dem Höhepunkt der Reise präsentiert die Natur ihre überwältigende Schönheit.

Eine Region mit Zukunft

Im Osten des Pazifischen Ozeans, vor den Küsten von Panama, Costa Rica und Kolumbien, entsteht zurzeit das größte und artenreichste Meeresschutzgebiet der Welt. Die Heimat von Hunderten Meerestier- und Vogelarten ist 500 000 Quadratmeter groß, größer als Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Der Schutz der wertvollen Ökosysteme ist nicht nur optimal für Schildkröten, Haie und Wale, sondern auch für Menschen. Die Zukunft des Meeresraums hat ebenso Folgen für die Landschaften, die Städte und Dörfer. Und für die Besucher der mittelamerikanischen Region, einer aufblühenden Gegend, ideal für Urlauber.