Bratislava Slowakei bei nicko cruises Fluss Kreuzfahrt auf der Donau

Bratislava – Vom Schanzgraben zur Promenade

Gemütlich und voller historischer Anekdoten

In vielen deutschen Städten steht die Rolandsstatue auf dem Marktplatz. Er galt als Wächter der Stadtmauern und -tore. Roland achtete darauf, dass keine Feinde in seine Stadt eindrangen.

Zu den Donau Flusskreuzfahrten

Auch in Bratislava steht die Figur zentral platziert an einem Springbrunnen neben dem Alten Rathaus. Doch den Namen Roland erhielt sie erst jüngst. Die Bratislaver Rolandsfigur stellt ursprünglich König Maximilian II. dar. Er wurde hier im 16. Jahrhundert zum Kaiser gekrönt. Nach dem demokratischen Wandel Anfang der 1990er Jahre kamen die Touristen, und immer mehr davon sahen in der Statue des Maximilian den Roland, wie er etwa von Bremen bekannt ist. Also haben die pfiffigen Slowaken den einstigen Kaiser kurzerhand zum Diener der Stadtsicherheit umgedeutet. Alle deutschen Gäste finden das gut, sie erfahren meist nicht einmal, dass es den Roland in der slowakischen Hauptstadt noch nicht lange gibt. So sind sie, die Bratislaver: wendig, neuen Verhältnissen angepasst und außerordentlich tourismusfreundlich.

Prunkvolle Palais und Habsburger Erbe

Bratislava, rund 60 Kilometer von Wien entfernt, ist eine Stadt prunkvoller Palais und Patrizierhäuser, aber auch stiller und verwinkelter Gassen. Alle Sehenswürdigkeiten sind nahe beieinander und fußläufig zu erreichen. Die Promenade Hviezdoslavovo ist gesäumt von Platanen und Linden, davor plätschern Springbrunnen. Dort steht auch die Bronzestatue des Schönen Ignatius, der den Zylinderhut schwenkt und die Leute offensiv anlächelt. Das Frohgemüt war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts elegant und gutherzig in den Cafés und auf der Promenade unterwegs. Ein freundlicher Exzentriker, den es zu Menschen zog und den die Kinder liebten. Eine andere Bronzestatue erinnert an die Belagerung von Bratislava durch Napoleon 1805 und 1809. Ein napoleonischer Soldat stützt sich mit den Ellbogen auf eine der Promenadenbänke.

Benannt ist die Promenade nach dem beliebten slowakischen Dichter Pavol Orszag Hviesdoslav. In der längsten Zeit ihrer Existenz war sie ein Schanzgraben, bis Maria Theresia den Graben zuschütten und Laubbäume darauf pflanzen ließ. Die Kaiserin von Ungarn und Böhmen, Erzherzogin von Österreich und später deutsche Kaiserin mit erstaunlich langer Regierungszeit, hat viel für die Stadt getan. Damals hieß sie noch Preßburg und war die Krönungsstadt von elf ungarischen Königen über mehrere Jahrhunderte. Sie gehörte für lange Zeit zum Reich der Habsburger, die sich viele Länder Mittelosteuropas und des Balkans einverleibt hatten. Danach war sie ein Teil der Tschechoslowakei, bis es 1993 zur friedlichen Trennung und der Bildung von Tschechischer und Slowakischer Republik kam. Bald daraufhin wurde die Slowakei von der EU aufgenommen und erlebte ein Wirtschaftswunder. Man merkt es den Slowaken an, dass sie zufrieden sind über ihre Autonomie und die Entwicklung der Hauptstadt.

Stadt der Künste

Die Flanierstadt ist herausgeputzt. In den Straßen des historischen Zentrums ist an warmen Tagen kaum ein freier Tisch zu finden. Die überwiegend junge Elite dominiert das Straßenbild, vorherrschend ist eine fröhliche Stimmung. Die Frauen zeigen sich äußerst modebewusst, die Männer dynamisch. Sie sprechen untereinander in ihrer Sprache, aber Englisch und Deutsch als Umgangssprachen mit Zugereisten sind weit verbreitet. Am Abend stehen sie vor der verschnörkelten Fassade des Nationaltheaters im milden Sonnenlicht. Es wird Bier getrunken und am Sektglas genippt. Manche schnabulieren dazu ein Preßburger Hörnchen, ein mit Mohn oder Nuss gefülltes Kipferl. Auf dem Spielplan des Theaters stehen Aufführungen von Ballett und Oper, zu Inszenierungen reisen sogar Musikkenner aus Wien an. Aber auch Stehgeiger am Michaelertor zeigen ihre Künste, ihre Hüte und Dosen sind mit Münzen gefüllt.

Bratislava ist eine künstlerisch aufgeschlossene Stadt und das war sie schon, als Wolfgang Amadeus Mozart mit sechs Jahren als Wunderkind zum ersten Mal hier aufspielte. Das Gebäude, in dem er seinerzeit musizierte, ist heute die Österreichische Botschaft. Franz Liszt ließ im Martins-Dom seine Krönungsmesse uraufführen. Die gotische Kirche besteht aus drei Schiffen, ihr Turm reckt sich 85 Meter empor. Unterhalb des Doms steht das Liszt-Denkmal, auf der Spitze des Kirchturms leuchtet eine große vergoldete Krone weithin. Im Palais Grassalkovich, einer Rokokoanlage etwas außerhalb des Zentrums, pflegte man im 18. Jahrhundert das gesellschaftliche Leben. Hier gab der Komponist Joseph Haydn viele seiner berühmten Konzerte.

Edle Trauben und Geschichte

Das älteste Haus am Platz vor dem Alten Rathaus mit dem 45 Meter hohen Spitzturm wirkt anziehend mit seiner grünen Fassade und den auffälligen Giebelfiguren. Sie zeigen die historischen Figuren Joshua und Khaleb mit einer Weintraube. In dem Haus residierten über Jahrhunderte Weinhändler, deren Geschäfte gut liefen. Ihre Trauben erhielten sie von den 1000 Hektar Weinbergen am Südhang des Stadtrands. Dort beginnen die Kleinen Karpaten. Auf dem letzten erhaltenen Tor der Stadtbefestigung aus dem 14. Jahrhundert gibt es einen 51 Meter hohen Turm, der bestiegen werden kann, um das Umland zu besichtigen. Im Turm befindet sich auch ein Waffenmuseum.

Architektonische Vielfalt

Wenn Bratislaver heiraten oder ihre Kinder taufen lassen, geschieht das meist in der Jugendstilkirche St. Elisabeth aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Fassade ist mit Mosaiken besetzt und in verschiedenen Blautönen gehalten. Hervorragend saniert ist die Synagoge im kubistischen Stil, die 1926 nach mehreren Baujahren vollendet war. Das Jüdische Gemeindemuseum präsentiert im Obergeschoss eine Dauerausstellung zur Bedeutung des jüdischen Bevölkerungsteils. Am Zusammenfluss von Donau und March steht auf einem Hügel eine Burgruine, in der archäologische Kostbarkeiten ausgestellt sind. Direkt an der Donau gegenüber der Innenstadt ist einem der Brückenpfeiler eine Aussichtsplattform aufgesetzt worden. Sie trägt den Namen UFO und gewährt den Blick über die Dächer dieser gemütlichen Stadt.

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