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Wien - Geheimtipps und Informationen zur Donaumetropole

Die Stadt des Walzerkönigs

Wien, einst die graue Metropole eines untergegangenen Weltreichs, hat sich zu einer der schönsten Städte Europas entwickelt. Eine Stadt zum Träumen bei einer Donaukreuzfahrt. Wie kaum eine andere kokettiert sie mit der Vergänglichkeit und lebt in ihrer Vergangenheit fort. Das Habsburger Kaiserreich ist längst passé, doch seine städtische Hinterlassenschaft kündet noch immer von Glanz und Gloria. Eine Flusskreuzfahrt nach Wien lässt Sie all das hautnah erleben.

Zu den Donau Flusskreuzfahrten

Wien war als Stadt für vier Millionen Menschen geplant – heute hat es 1,7 Millionen Einwohner – als Zentrale eines Vielvölkerstaates von 53 Millionen Bürgern, der tief in den Balkan reichte. Doch das kaiserlich und königliche Imperium geriet am Ende des Ersten Weltkriegs in einen Absturz, der Kaiser musste 1918 abdanken, das Land Österreich wurde Republik. Die Kronländer der okkupierten Nationen der Slowaken, Ungarn, Serben, Kroaten, Böhmen, Tschechen, Slowenen, Galizier und Rumänen wurden eigenständig. Der Traum vom Weltreich war zerronnen. Die Tradition dieser Stadt lebt aber in den pompösen Fassaden und kopfsteingepflasterten Gassen, der gewaltigen Anhäufung von Altertümern und im Vielvölkergedränge mit deutlich osteuropäischem Einschlag und Idiom weiter.

Die Jahrhunderte der Großmannssucht haben eine melancholische Wehmut hinterlassen. Da ist, vor allem im traditionsreichen 1. Bezirk, eine Melodie aus vergangenen Tagen in der Luft, ein Potpourri aus Wiener Walzer, Radetzkymarsch, Mozart-Kammermusik und Bruckner-Sinfonie. In Wien scheint die Luft zu schwingen.

Stolze Barockfassaden streben neben Biedermeier empor, in den Beisln werden Klassiker der Wiener Rindfleischküche serviert und in den Kaffeehäusern pflegen alte Damen den Klatsch, alte Herren lesen Zeitung, teilweise mit Monokel, und das Jungvolk dazwischen tippt in Smartphones und flirtet. Wien entspricht dem Klischee, eine gemütliche Stadt zu sein. Leben und leben lassen, das ist das Motto. Laut der Mercer-Studie, die jedes Jahr aufgrund transparenter Parameter die lebenswertesten Städte der Welt auflistet, liegt Wien regelmäßig ganz vorn mit Zürich, Vancouver (Kanada) und Auckland (Neuseeland).

Die Essenz einer Stadt

Die Ringstraße ist circa 150 Jahre alt, der gut fünf Kilometer lange, kreisrunde Boulevard galt vor anderthalb Jahrhunderten als Siegeszeichen der Moderne. Kaiser Franz Joseph hatte den Bau in Auftrag gegeben, um die extrem beengte Gassenstadt zu öffnen und zu einer der kulturellen und wirtschaftlichen Metropolen Europas zu entwickeln.

Flankiert ist sie von Repräsentationsbauten des Kaiserhofs, der Aristokratie und des aufstrebenden Bürgertums – ein auf dem Kontinent einzigartiges städteplanerisches Konzept. Der „Ringstraßenstil“ ging in die Geschichte ein, wurde in Paris, Budapest und anderswo kopiert, wobei der beabsichtigte Stilpluralismus verschiedene Architekturformen vergangener Epochen aufgriff. Das reicht vom Neoklassizismus bis zur flämischen Gotik, von der Neogotik über die Neorenaissance bis zum Neobarock, aber auch zu Bauten der architektonischen Moderne, die in Wien hauptsächlich mit dem Namen von Otto Wagner verbunden sind, der Belle Epoque.

Die Prunkallee war geplant als Abbild des mächtigen imperialen Österreich, doch verdichtet sind in ihr auch die gesellschaftlichen, ökonomischen und kulturellen Umwälzungen im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts.

Die Ringstraße ist die Essenz von Wien. Man kann sie zu Fuß ablaufen, im Fiaker über sie fahren oder die Straßenbahn nehmen. Am „Ring“, wie die Wiener ihren Prachtboulevard nennen, erleben auch ihre Gäste alles, was bis heute für die internationale Wahrnehmung der Stadt steht: Die imperiale Vergangenheit mit der einstigen Kaiserresidenz Hofburg, die Musik- und Kunstmetropole mit der Staatsoper, dem angrenzenden Kunsthistorischen und Naturhistorischen Museum, die traditionsreichen Kaffeehäuser und sechs Parks. Das Großartige des ursprünglichen Ringstraßenentwurfs imponiert nach wie vor: Repräsentative Bauten der bedeutsamen Stile der europäischen Architekturgeschichte und der damit verbundenen Geisteshaltungen sind an diesem Parcours in Stein gemauert.

In einer Zeit der Geschichtsvergessenheit erinnert diese Wegstrecke, die Wiens innerste Innenstadt umkränzt, an Visionen der Vergangenheit. Auch da, wo die Straße oft verstopft und zugehupt ist, scheint noch die Historie auf und verbindet Heutige mit denen, die längst gegangen sind. Das ist die Urfunktion der Stadt: Alle Generationen, die seit 150 Jahren in Wien lebten, sind an dem Diadem aus historischen Gebäuden entlang flaniert. Die Ringstraße ist der Corso, der Menschen von damals und heute verbindet.

Eine Stadt wie eine Zuckerbäckertorte

Alle, die in die Wiener Innenstadt wollen, passieren die Ringstraße. Von ihr gibt es Abzweigungen in das Gassengewirr, durch das man vergnügt schlendern kann. Man lugt in die verträumten Hinterhöfe mit ihren Lokalen und Boutiquen, riecht den Stallgeruch beim Vorbeigehen an der Spanischen Hofreitschule, spürt noch etwas von der mittelalterlichen Atmosphäre rings um den Judenplatz mit seinen Gässchen und Treppen, schiebt sich durch das Getriebe der Kärntner Straße, einer Fußgängerzone, und landet am Graben und auf dem Stephansplatz.

Der 1. Bezirk ist wie eine Zuckerbäckertorte, die mehrere Schichten hat. Der Stephansdom war für die österreichische Identität so wichtig, dass alle Bundesländer nach dem Zweiten Weltkrieg zum Wiederaufbau des zerstörten Gotteshauses beitrugen. Einst standen an seinem Platz drei romanische Kirchen, von denen nur noch das Riesentor und die Heidentürme erhalten sind und in den Dombau integriert wurden. Der Stephansdom ist auch das bedeutendste Denkmal der Hoch- und Spätgotik Österreichs, er entstand über Jahrhunderte hinweg ab Mitte des 14. Jahrhunderts und zeigt verschiedene Bauepochen. Ständig wird an Teilen des monumentalen Baus renoviert und restauriert. Der Turm ragt 136 Meter in die Höhe, das Dach mit seinen bunt glasierten Ziegeln leuchtet weithin. An den Außenwänden befinden sich allegorische Kunstwerke. Der langgestreckte Hallenbau ist von einer Reihe von Zubauten flankiert, zu denen auch weitere Türme gehören. Die Türmerstube liegt auf 72 Meter Höhe und ist als beliebter Aussichtspunkt nur über Hunderte von Stufen zu erklimmen.

Der Dom ist tief unterkellert. In den Katakomben werden die Eingeweide der Habsburger aufbewahrt, viele geistliche Würdenträger fanden hier ihre Ruhe. Wie wichtig den Wienern die Traditionsbewahrung ist, zeigt die jüngst aufwendig restaurierte Kaisergruft unter der Kapuzinerkirche. Alles, was in der Dynastie Habsburg-Lothringen Rang und Namen hatte, wurde seit 1633 hier beigesetzt. Kunsthistorisch einzigartig ist die Vielfalt der Baustile aus mehreren Jahrhunderten auf engem Raum. So fällt der optische Kontrast auf zwischen dem schlichten Sarkophag von Josef II., dem Sohn der Kaiserin Anna, auf die 1617 die Gründung der Gruft zurückgeht, und dem prächtigen barocken Doppelsarkophag des Ehepaars Maria Theresia und Franz Stephan. In der heute klimatisierten Katakombe glänzt ein geheimnisvolles Licht. Auch Mitglieder der Familie Habsburg, die noch leben, werden nach ihrem zukünftigen Tod hier ihre Grabstätte haben, bewacht von elf Kapuzinerbrüdern. Der Graben dagegen ist ein mondäner Platz mit den elegantesten Shoppingangeboten. Um 1200 wurde er angelegt, ursprünglich gotisch, später barock verbaut. Herausragend unter den historischen Fassaden sind das klassizistische Sparkassengebäude, der seccesionistisch zweigeteilte Trattnerhof und Jugendstilhäuser. Aber im Mittelpunkt steht die barocke Dreifaltigkeitssäule, eine Pestsäule, die Kaiser Leopold I. errichten ließ, als 1689 in Wien die Pestepidemie wütete; sie gilt als besonders gelungenes Beispiel des Wiener Hochbarock.

Als die Stadt die Moderne entdeckte

Inzwischen setzt man in Wien zunehmend auf die eigene Avantgarde, auf die Zeit um 1900, als die Stadt herausragende Leistungen in Architektur, Literatur, Musik und Malerei in einmaliger Dichte hervorbrachte. Aus dieser Epoche ist noch erstaunlich viel erhalten. Geometrische und florale Muster an den Hausfassaden verweisen auf den speziellen Wiener Jugendstil, die Sachlichkeit konterkariert den überladenen Barock der Kaiserepoche, die Baukunst mit neuen Formen und Materialien überwindet überkommene Bauweisen. Allein im 1. Bezirk sind viele Wohnhäuser, Geschäfte und Amtsgebäude im seinerzeit modernen Baustil zu entdecken. Wien katapultierte sich in den Jugendstil, der Boom hielt drei Jahrzehnte an. Und Baumeister wie Otto Wagner, ein Intimgegner des rückwärtsgewandten Kaisers Franz Joseph, konnten sich durchsetzen und Wien zu einer der europäischen Vorzeigestädte des neuen Bauens machen.

Nah am Naschmarkt steht die Keimzelle des Wiener Jugendstils, das Gebäude der Secession, benannt nach der progressiven Künstlervereinigung und auf dem Dach mit güldenen Lorbeerblättern dekoriert. Joseph Maria Olbrich entwarf es, Gustav Klimt meißelte 1902 zum Entsetzen konservativer Bürger drei nackte Frauen in den Fries und heute gehört die Secession zu den beliebtesten Ausstellungshäusern, auch wenn der Wiener Schmäh ihm den Namen „Krauthappl“ (Krautkopf) verpasste. Ein Skandal war 1911 das Looshaus am Michaelerplatz, nüchterne Architektur als Frontansage an das überdekorierte Tor der Hofburg gegenüber. Als die Fassadenverkleidung fiel, kam der Kaiser zur Visite und bekam einen Wutanfall. Er sah nicht das übliche Stuckgeschwalle, sondern ein mit Marmor verkleidetes Hochparterre, darüber gestaffelt sachliche Fensterreihen. Architekt Adolf Loos betrachtete den Verzicht auf Ornamente als „Zeichen geistiger Kraft“. Der Aufbruch um die Wende zum 20. Jahrhundert hat auch das Handwerk aufgewertet. Zu den hochwertigen Manufakturen gehört in der Schwarzenbergstraße das Interieurgeschäft „Backhausen“, es hält bis heute die Tradition der berühmten Wiener Werkstätte hoch.

Ein Freizeitparadies an der Donau

Wien ist barock und modern – und beides passt in der Donaustadt gut zusammen. Zur Donau, übrigens, ist Wien erst in den letzten Jahren zurückgekehrt, zuvor war nur der Donaukanal von Interesse. Lange Zeit war der Fluss vor allem gefürchtet, weil sein Wasser die Stadt überschwemmte, erst die Donauregulierung stoppte das. Auf einmal gilt der Fluss an der städtischen Peripherie als Lido von Wien. Auf acht Kilometern Länge gehört er zum Stadtgebiet, mit zahlreichen Seitenarmen, Buchten, Halbinseln und einer großen Insel.

Die Donauinsel, lange nur die Heimat von Hasen und Bibern, ist zum großen Teil mit futuristischer Architektur bebaut worden, auch als Kontrast zur Stadt des Barock. Das Donau-Areal ist die größte Aufwertung im Naherholungssegment der letzten Jahre, Millionen wurden in den Ausbau investiert. So hat sich die Stadt aus dem, was es immer schon gab, aber die längste Zeit missachtet wurde, ein Freizeitparadies geschaffen, „Copa Cagrana“ genannt. So nahe ist man nirgendwo in Wien am Fluss.

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